Die ART COLOGNE ist eine der wichtigsten Messen der aktuellen Kunst und der klassischen Moderne. Im April war die Welt der Kunst in Köln zu Gast: Etwa 200 Galerien aus 23 Ländern präsentierten auf diesem Megaevent die Werke ihrer Künstlerinnen und Künstler aus Malerei, Skulptur, Fotografie, Installation, Performance und Videokunst.
Als kleine Aufmerksamkeit haben wir Kölner Kulturpaten und weitere Interessenten zu einer kostenlosen Führung mit dem Künstler Ralf Witthaus eingeladen.
Witthaus zeigte auf seiner Führung seine ganz subjektive Auswahl, die er als Künstler auf der ART COLOGNE 2015 beachtenswert fand.
Hier kann man einen echten Richter kaufen
Was macht die ART COLOGNE aus?, fragte Ralf Witthaus die Gruppe von etwa 15 Teilnehmern. Es gibt nicht nur neue Positionen und angehende Genies zu bestaunen – man findet auch bereits bekannte Künstler und alte Meister.
Und: Man kann Werke kaufen, von denen man denkt, sie seien bereits in fester Hand.
So ist eines der wertvollsten Bilder der diesjährigen ART COLOGNE von Gerhard Richter gewesen: Es kostete schlappe 2,85 Mio. Euro.
Ralf Witthaus, selbst bekannt durch seine Rasenmäherzeichnungen und die Bundesrasenschau, interessierte naturgemäß vor allem die Abteilung „Landart“. Hier befinden wir uns vor einem Steinkreis von Richard Long, der die Symbiose von Kunst und Natur zelebriert.
Mit großem Interesse verfolgten die Teilnehmer den Vortrag des anwesenden Künstlers Martin Spengler, der hier sein Werk „Sollbruchstelle (Kathedrale)“ zeigt. Das Scharz-Weiß-Relief ist mehr Skulpur denn Malerei. Weil die Beschäftigung mit einzelnen Werken schwierig ist auf einer so großen Messe, setzten die Galeristen gerne auf ungewöhnliche Fassaden, um die Besucher an den Stand zu locken. Trotz seines noch jungen Alters ist Spengler schon bei einem der renommiertesten Aussteller repräsentiert.
Die Kathedrale kostet 9.800 Euro. Von dem Geld kann der Künstler sich z.B. ein Auto kaufen. Bei der Autowahl gelte es zu beachten:
Ein Auto darf nur so viel kosten wie eines der Bilder, die man verkauft.
Denn so lautet der Wahlspruch seines Vorbildes Karin Kneffel, in deren Meisterklasse er zuletzt studierte. Die Meisterin selbst kann sich von einem ihrer Bilder einen Jaguar leisten.
„Da muss doch Farbe drauf sein“
Beeindruckend sind diese Bilder aus Papier, das so gefaltet ist, „dass man denkt, da muss doch Farbe drauf sein.“ Eine Arbeit des Kölner Künstlers Simon Schubert.
Hier zeigt uns Ralf (l.) die 3-teilige Raumarbeit von Ernst Hermanns. Auf dem Foto sieht das Objekt aus, als würde es sich bewegen.
Diana Sirianni, eine der „New Positions“
Im ersten Stock warteten dann die „New Positions“ auf uns. Hier sieht man ein Werk von Diana Sirianni, Jahrgang 1982. Die Künstlerin fotografiert eine Installation, druckt das Foto aus, erstellt daraus eine weitere Installation, fotografiert diese, druckt die Fotos, es folgt daraus noch eine Installation, weitere Fotos, ein weiterer Ausdruck usw. Die Teilnehmer waren begeistert.
Die Führung dauerte insgesamt 90 Minuten.
Gehirnmasse in den Füßen
Am Ende fühlten wir uns alle ein bisschen so, als hätten wir die Gehirnmasse in den Füßen. So, wie es der belgische Jan Fabre in seiner Installation hier zeigt.
Also alles richtig gemacht, denn:
„Wo Wahrnehmung begriffen wird, da ist Wirklichkeit.“
(Joseph Beuys)
Detaillierter Bericht von Anke von Heyl
Einen detaillierten Bericht über diese und weitere Führungen auf der ART COLOGNE 2015 hat Kunsthistorikerin und Bloggerin Anke von Heyl (l., hier mit KuPa-Projektleiterin Claudia Bleier beim Selfie-Schuss) auf dem Kulturtussi-Blog veröffentlicht. Lesenswert!
Und hier findet Ihr einen Bericht von der KuPa-Führung 2012 mit Ralf Witthaus auf koelnmagazin.info: „Den Herzschlag des Künstlers spüren“