Im Gespräch mit: Jörg Schaller, Rechtsanwalt
Seit ein paar Wochen erst ist Rechtsanwalt Jörg Schaller Kulturpate der Stadt Köln. Seine Kanzlei für IT-Recht, Medienrecht und Urheberrecht, Arbeitsrecht und Steuerrecht bietet eine ganzheitliche zivilrechtliche Rechtsberatung insbesondere für Unternehmen, Freiberufler und Kreative, aber auch Privatleute. Jörg Schaller ist aber nicht nur Jurist, sondern auch Gitarrist. Welche Rolle Chaos und Ordnung in seinem Leben spielen, lesen Sie im Interview mit ihm!
- Was ist Ihre Motivation, ein Kunst- oder Kulturprojekt zu unterstützen?
Meine Motivation für eine Kulturpatenschaft ist der kreative Teil in mir selbst. Als Rechtsanwalt hat man die Aufgabe, die Welt nach logischen Kriterien zu sortieren und schwierige Sachverhalte für andere verständlich zu machen. Das ist nur zu einem geringen Teil kreativ, wenn man vom Umgang mit der Sprache einmal absieht. Selbst habe ich aber auch eine Ausbildung in klassischer Gitarre, früher viel fotografiert und getextet und in einer Band gespielt. Das zur Lebensgrundlage zu machen, erfordert eine bewusste Entscheidung für den Erhalt der inneren Ruhe und von Freiräumen, und damit oft weg vom kommerziellen Erfolg. Wenn mir selbst für Kreativität letztendlich weniger Zeit als früher bleibt, ist aber die Auseinandersetzung mit den kreativen Ideen anderer oftmals ebenso erfüllend und inspirierend. - Worin besteht konkret Ihre Aufgabe als Kulturpate?
In meiner derzeitige Patenschaft für den Female Photoclub möchte ich einer Gruppe von jungen Fotografinnen über einen Vortrag mit den rechtlichen Chancen, aber auch Gefahren der Tätigkeit vertraut machen. Dazu gehört z.B. das Recht am eigenen Bild vs. das Recht des Abgebildeten, Umgang mit Urheberrechtsverletzungen (Fotoklau ist so ein unschönes Wort); aber auch verwandte Themen wie rechtlich notwendige Bestandteile der eigenen Internetpräsenz; Fotografie und Datenschutz oder etwa richtiges Schreiben von Rechnungen mit einem kurzen Ausflug ins Steuerrecht. Auch rechtliche Gründungsfragen kann ich beantworten, etwa, ob es sinnvoll ist, eine Gesellschaft zu gründen, wie lange dauert eine Anmeldung beim Notar, etc.. - Was haben Sie persönlich oder beruflich davon, Kulturpate zu sein?
Wenn der Rechtsanwalt logisch und ordnend tätig ist, so ist beim Kreativen das Gegenteil, nämlich das Chaos im besten Sinne wichtig. Aus Chaos kann Kunst werden, allerdings auch Leid, wenn der Schaffensprozess zur Selbstvergessenheit führt. Angst und Unsicherheit sind Feinde von Kreativität. Mein Ziel ist es, die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Kreative sich in einer (rechtlichen) Wohlfühlzone bewegt, in der er seinem Schaffen freien Lauf lassen kann. Ich empfinde ein Gefühl der Zufriedenheit, wenn meine spezielle Tätigkeit zum Erfolg eines Werks oder einer Karriere beigetragen hat. Geld ist nicht unwichtig und füllt den Magen, aber Lob füllt die Seele – und länger.
Foto: ©Marie Köhler
Hier geht es zur Webseite von Rechtsanwalt Jörg Schaller
Über unsere Reihe „Im Gespräch mit …“ – Wir machen unsere Kulturpaten sichtbar